Die Kulturszene der Belgischen Provinz Hennegau (Hainaut) erkunden

Der Hennegau ist eine Region, die reich an kulturellem Erbe und historischen Ereignissen ist.

In der Region gibt es mehrere von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Besitztümer, Gebiete und Bauwerke sowie einige historische Ereignisse, die auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO stehen. Auch die vielen gut erhaltenen historischen Stadtzentren sind ein Muss für einen Besuch in der Region. Wir haben den Hennegau besucht, um die Kulturszene zu erkunden und waren von der Vielfalt und Einzigartigkeit der Region sehr angetan. Da wir große Teile des Hennegaus erkunden wollten, buchten wir ein Hotel in der Stadt Mons, mieteten ein Auto und fuhren auf der Suche nach kulturelle Erlebnisse durch die Region.

Wir waren nicht enttäuscht!

Triobalade und Le Passenger

Wir begannen unsere kulturelle Erkundung mit einer geführten Tour in der Stadt, die unserem Hotel am nächsten lag: Mons.

Mons ist eine großartige historische Stadt, die wir erkunden wollten, und was gibt es Besseres als das mit einem besonderem Fahrzeug zu tun, ein Fahrzeug mit drei Rädern? Wir haben uns für das Triobalade experience entschieden! Wir begannen unsere geführte Sightseeing-Tour durch Mons unter einer beeindruckenden Holzkonstruktion “Le Passenger“. Le Passenger befindet sich am Tor zum Grand Place, dem Herzen von Mons. Unser Fahrer erzählte uns von der Konstruktion, ihrer Geschichte und dass die erste Konstruktion etwa ein Jahr nach ihrer Fertigstellung (2015) teilweise eingestürzt war. Die Konstruktion soll den Strom der Menschen in Mons nachahmen und ist in kräftigen, warmen Farben als Welle über den Haupteingang des Grand Place gemalt.

Während der Triobalade-Sightseeing-Tour sind wir kreuz und quer durch die Straßen der Stadt gefahren und haben viele bemerkenswerte und bedeutende Orte und Bereiche besucht. Darunter war der Grand Place mit dem Rathaus und der Skulptur eines Affen, der Glück bringt, wenn man ihn mit der linken Hand streichelt. Wir kamen auch am Stadtmuseum vorbei und landeten schließlich im Dou Dou-Museum, um mehr über dieses ganz besondere, immaterielle Kulturerbe der UNESCO zu erfahren.

Das Doudou Festival und Museum 

Das Doudou Festival ist ein achttägiges, von der UNESCO anerkanntes Fest, das jedes Jahr in der Stadt Mons stattfindet. Es findet immer am Dreifaltigkeitssonntag statt, 57 Tage nach Ostern.

Das Doudou stammt aus dem Mittelalter, dem Jahr 1349. Damals wurde die Stadt Mons von der Pest heimgesucht. In der Not erhofften sich die Bürger durch eine religiöse Prozession göttliche Hilfe. Das Wunder wurde wahr, denn nach der Prozession verschwand die Pest. Auf dieses Ereignis beruht das heutige Fest.

Im Laufe der Jahre hat sich das Fest verändert und dem Wandel der Zeit angepasst, so dass es heute eine Mischung aus religiösen Veranstaltungen und Unterhaltung mit weniger religiösem Hintergrund ist. Während der Französischen Revolution, 1803 und während des Ersten und Zweiten Weltkriegs fand das Doudou-Festival nicht statt. Das Doudou-Festival steht auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.

Nach unserer Stadtrundfahrt mit dem Triobalade besuchten wir das Doudou-Museum, um mehr über das Festival, die Veranstaltungen während der Festivalwoche und seinen Ursprung zu erfahren. Das Museum erstreckt sich über mehrere Etagen und du kannst auf deinem Weg durch das Innere des Museums die Fotos und Breitwandvideos über dieses Fest, die verschiedenen Veranstaltungen, Ereignissen, Schlachten und Paraden ansehen, die während des einwöchigen Festivals stattfinden. Auch wenn du beim Besuch des Museums viele Informationen über das Festival erhältst, wirst du das ganze Konzept nicht verstehen. Um das zu tun, solltest die Stadt Mons besuchen, wenn das Fest tatsächlich stattfindet und du es so live erlebst.

Le Grand Hornu

Nachdem wir die historischen Teile von Mons erkundet hatten, beschlossen wir, mehr über ein anderes wichtiges Kulturerbe der Region zu erfahren: die Bergbautradition. Der Hennegau hat eine lange Bergbautradition und früher gab es über 300 Bergwerke in der Region. Nach der Schließung der Minen wurden 4 von ihnen umgewandelt und einer anderen Nutzung zugeführt. Le Grand Hornu ist eines der Bergwerke, das in eine völlig andere und neue Nutzung umgewandelt wurde.

Le Grand Hornu war nicht nur ein Kohlebergwerk, sondern gab es bei der Mine auch eine kleine stadtähnliche Bergbausiedlung, die dem Eigentümer der Bergbaugesellschaft gehörte. In diesen kleinen Häusern lebten rund um das Bergwerk die Arbeiter mit ihren Familien. Die Häuser stehen immer noch dort. Heute leben in diesen Häusern überwiegend Familien mit kleinen Kindern, da die Häuser im Vergleich zu Häusern in anderen Stadtteilen recht günstig sind. Das gesamte Gebiet von Grand Hornu wurde zwischen 1810 und 1830 erbaut und steht heute als eine von nur vier Industriestätten auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Heute ist die Bergbauanlage im Besitz der Provinz Hennegau und beherbergt moderne Kunst- und Designausstellungen und Veranstaltungen zur zeitgenössischen Kunst.

Haus der Giganten

Nachdem wir uns im Grand Hornu über die Bergbautraditionen informiert hatten, machten wir uns auf den Weg in die Stadt Ath, nördlich von Mons, in der es ein ganz besonderes Museum und ein Festival gibt.

Das Haus der Riesen ist ein Museum und befindet sich im Zentrum der Stadt Ath. Es beherbergt eine Sammlung von Teilen und Gegenständen oder Figuren die riesig groß sind. In den Wintermonaten wird diese Sammlung ergänzt mit “RIESEN” aus der ganzen Welt. Den Rest des Jahres sind viele dieser Gegenstände “die Riesen” bei traditionellen Paraden und Veranstaltungen eingesetzt. Das Museum öffnet die Tür in die Welt der “Riesen” und du kannst etwas über die Geschichte der “Riesen”, ihre Herstellung und ihren Einsatz erfahren. Die Herstellung der Riesen liegt in der Familie, und die Kunst der Herstellung der Riesen wird von einer Generation an die nächste weitergegeben.

In Ath gibt es jedes 4. Augustwochenende eine traditionelle “Riesen”parade in Ath und es kommen 10tausende von Gästen, um dieses Spektakel zu sehen. Dieses besondere Ereignis steht auch auf der Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Die Veranstaltung ist in verschiedene Phasen unterteilt und beginnt mit der Verbrennung von Goliaths Hose, einer symbolischen Geste, die das Ende seines Lebens als Single und den Schritt in die Ehe markiert. Die zweite Phase ist die Heirat zwischen Herrn und Frau Goliath und der Kampf zwischen David und Goliath. Das Fest endet mit einer großen Straßenparade voller Riesen. Wie beim Doudou Festival kann man das ganze Konzept des Festivals nur schwer verstehen, außer man besucht es während der Veranstaltungswoche. Wenn du also auf “Riesen” und Paraden stehst, solltest du Ath Ende August besuchen.

Hôspital Notre-Dame à la Rose

Von Giants in Ath aus setzten wir unsere kulturelle Erkundung im Hennegau fort. Unser nächster Halt war das Krankenhaus (Hopital Notre-Dame à la Rose in Lessines). Auch dieses Anwesen ist Teil des monumentalen Erbes des Hennegaus. Es wurde 1242 gegründet und gilt heute als das letzte erhaltene Beispiel für ein autarkes, mittelalterliches Krankenhaus. Es umfasst einen Bauernhof, ein Kloster, ein Krankenhaus, einen Garten mit Heilkräutern und einen Friedhof. Das Krankenhaus war für arme Menschen bestimmt und alle Nonnen, die dort arbeiteten, stammten aus recht wohlhabenden Familien. Auf diese Weise konnten sie genügend Mittel aufbringen, um das Krankenhaus für die Kranken kostenlos zu betreiben. Das Krankenhaus wurde über 650 Jahre lang betrieben und erst 1987 geschlossen. Heute ist das Anwesen ein Museum.

Wenn du das Museum besuchst, kannst du sehen, wie die Patienten während ihres Aufenthalts lebten, gepflegt und behandelt wurden und welche medizinischen Geräte benutzten wurden. Auch erfährst du mehr über die Verwendung von Heilkräutern im Alltag in der damaligen Zeit und wie sie die Menschen benutzten, um sich bei Krankheiten selbst zu helfen. Das Anwesen beherbergt auch eine große Auswahl an Gemälden, darunter eines der wenigen Gemälde, das Jesus mit weiblichen Attributen zeigt, als Symbol dafür, dass er auch die “Mutter” der Menschheit ist.

Le Canal du Centre

Von der jahrhundertealten Geschichte des Krankenhauses Hôpital Notre-Dame à la Rose ging unser Roadtrip weiter zu einer eher zeitgenössischen Kulturstätte, dem Canal du Centre. Le Canal du Centre ist ebenfalls ein UNESCO-Weltkulturerbe im Hennegau. Die Anlage besteht aus 4 hydraulischen Schiffshebewerken, die sich über eine Strecke von 7 Kilometern erstrecken und ein Industriedenkmal von höchster Qualität darstellen. Le Canal du Centre mit seinem Schiffshebewerk und dem Kanal selbst ist ein gut erhaltenes und vollständiges Beispiel einer Industrielandschaft aus dem späten 19. Jahrhundert und das einzige Schiffshebewerk aus dieser Zeit, das noch in seinem ursprünglichen Zustand erhalten ist.

Die Kanäle und Verbindungsbauwerke wurden ursprünglich für den Transport von Kohle aus den Minen in der Gegend angelegt. Mit dem Bau wurde 1884 begonnen und das Bauwerk wurde 1917 eröffnet. Jeder der Aufzüge überwindet einen Höhenunterschied von 15-16 Metern. Die 4 ursprünglichen Aufzüge wurden durch einen neuen, modernen Aufzug ersetzt, um den heutigen Transportbedarf der Industrie auf den Kanälen zu decken, aber die alten Aufzüge werden in der Sommersaison immer noch als Freizeitangebot genutzt.

Entlang der Kanäle gibt es ein gut ausgebautes Gebiet für Freizeitaktivitäten. Entlang der Uferpromenade gibt es viel grünes Gras und Bäume, und es gibt schöne Wege zum Spazierengehen, Radfahren und Laufen. Entlang der Wege sind auch Bänke aufgestellt, also mach einen Spaziergang und genieße einfach den Blick auf die Kanäle und den Erholungseffekt, den das Gebiet bietet.

Chateu de Chimay

Die letzte Station unserer kulturellen Erkundung des Hennegaus war die kleine Stadt Chimay und des gleichnamigen Schlosses. Das Schloss Chimay liegt in der Nähe des Stadtzentrums und ist seit Jahrhunderten im Besitz des Fürsten von Chimay und seiner Vorfahren. Die Familie wohnt immer noch in Teilen des Schlosses. Obwohl das Schloss in den letzten 1000 Jahren mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde, zuletzt bei einem Brand im Jahr 1935, wirkt sie gut erhalten. Der jetzige Besitzer arbeitet immer noch am Wiederaufbau. Trotzdem ist es möglich, die Anlage fast das ganze Jahr über zu besichtigen, außer in den Wintermonaten.

Das Schloss verfügt über eine große Kunstsammlung und ein fantastisch dekoriertes Theater, das 1863 fertiggestellt wurde. In ihm werden klassische Musikkonzerte veranstaltet. Es bietet Platz für 200 Zuschauer. Für Kinder werden Schloss Führungen und halbtägige Lerneinheiten angeboten. Auch für Kindergeburtstagsfeiern werden Räumlichkeiten im Schloss zur Verfügung gestellt.

Erfahre auch mehr über die Aktivitäten und die Essensszene im Hennegau

Wie du siehst, hat die Region Hennegau für Reisende, die sich für kulturelles Erbe und Geschichte interessieren, viel zu bieten, und während unserer Woche in der Region haben wir eine Menge kennen gelernt! Unsere Erlebnisse führten uns durch den gesamten Hennegau und neben den kulturellen und historischen Stätten haben wir auch die verschiedenen Aktivitäten und die kulinarische Szene in dieser interessanten Region erkundet.

In diesen beiden Artikeln kannst du mehr über diese Erlebnisse lesen und dir unsere interaktiven Videos ansehen:
Aktivitäten, die du im Hennegau, Belgien, nicht erwartet hättest
Eine kulinarische Reise in die Region Hennegau in Belgien