Als jemand, der fast zwei Jahre allein mit dem Rucksack unterwegs war, ist mir aufgefallen, dass mit dem Aufkommen der sozialen Medien die allgemeine Vorstellung entstanden ist, dass Reisen für die meisten Menschen nur Spaß und Spiel ist; dass der einzige Grund, zu reisen, “Gram (Instragram Account)” ist.
Bis zu einem gewissen Grad ist das nicht ganz falsch. Reisen bedeutet, die unglaublichsten Orte zu besuchen, die man in seinem Leben gesehen haben will;
…in eine Kultur einzutauchen, die so anders ist als die eigene;
…die lokale Küche zu probieren, bevor man stundenlang durch unberührte Landschaften wandert;
…durch Regenwälder und auf Berge zu wandern, um alles aus einer anderen Perspektive zu sehen – nicht nur aus der der Physik.
Wenn du das auf Instagram veröffentlichst, weil du zeigen willst, wo du gewesen bist, ist das keine schlechte Sache. Vergiss nicht, dass das alles passiert, BEVOR du deine Mitreisenden kennengelernt hast, von denen die meisten das Bedürfnis haben, mehr über sich selbst und die Welt um sie herum zu erfahren.
Es gibt ein ABER…
Reisen mit Depressionen und Angstzuständen
Meine persönliche Reiseerfahrung hat nichts mit der “instagram” Wahrheit gemeinsam sondern ist meilenweit davon entfernt. Es ging mir nie darum, Orte zu besuchen, um “Likes” auf Instagram oder anderen sozialen Medien zu sammeln, oder solchen Reisenden nachzueifern.
Bei mir erwachte der Wunsch zum Reisen zu dem Zeitpunkt, als bei mir Depressionen und Angstzustände diagnostiziert wurden. Ich hatte das Ende einer vierjährigen Beziehung erlebt und trauerte um den Verlust eines Familienmitglieds. Mir ging es schlecht, ich wollte heulen und weglaufen. Wenn man immer MIT jemandem zusammen war, sei es in der Familie oder in einer Liebesbeziehung, ist es unerträglich, sich plötzlich ganz allein zu fühlen.
Ein Ausweg für mich schien es zu sein, das Leben zu verändern, zu reisen, andere Länder und Kulturen kennen zu lernen, um dabei zu erleben, dass das Leben doch noch schön und lebenswert ist.
Ich wollte ins kalte Wasser springen, allein sein und meinen Weg, ohne einen Plan, sich natürlich entwickeln lassen. Dabei wollte ich die die Vergangenheit bewältigen und die Zukunft unbekümmert auf mich zu kommen lassen.
Das gelang nicht wirklich. Mit jedem atemberaubenden Ort, den ich besuchte, mit jedem großartigen Menschen, dem ich begegnete und mich in irgendeiner Weise beeindruckte, tauchten immer wieder Unsicherheiten oder Sorgen auf. Für mich scheint es ein Irrtum zu sein, zu glauben, dass Gedanken und Gefühle automatisch verschwinden, nur weil ich an den magischsten Ort der Erde reise.
Ich war noch nie gut darin gewesen, mit Veränderungen umzugehen. Jede auch nur ansatzweise andere Umgebung bringt es mit sich, dass ich versuche, jede Situation, jede Möglichkeit, jede Wahrscheinlichkeit und jedes daraus resultierende Ergebnis zu kontrollieren – was, wie wir alle wissen, unmöglich ist. Daher die Angst.
Manchmal ist es schwierig, an seiner eigenen Entscheidung festzuhalten – alleine weiterzumachen, wenn andere (oder vielleicht eine bestimmte Person) einen dazu bringen, für eine Weile an einem Ort zu bleiben. Nicht, dass das ein Problem wäre, aber manchmal bleibt man an einem Ort aus den falschen Gründen und verliert aus den Augen, warum man überhaupt gereist ist.
Ich musste schließlich eine Entscheidung treffen. Ich entschied mich dafür, wieder ganz allein zu sein. Das was ein großer Schritt für mich – jetzt, wo mir niemand mehr unterstützend zur Seite steht und ich anfangen muss, auf mich selbst aufzupassen. Das kann überaus schwierig und schmerzhaft sein.
Ich kämpfe immer noch damit, allein zu sein und mit Depressionen zu reisen, obwohl es gerade der Grund war, alleine zu reisen. Ich wollte durch das Reisen lernen, unabhängig zu sein, mich der Depression zu stellen und zu versuchen, sie anzunehmen und mit ihr Frieden zu schließen.
Das könnte ein Rat für zukünftige Zeiten sein, in denen es schwierig sein kann, sich selbst zu beruhigen, wenn man sich schlecht oder ängstlich fühlt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich oft auf der Welle reiten muss, bis sich meine Stimmung bessert. Bei mir dauert das ein paar Tage, bei wenig Schlaf etwas länger.
In diesem Sinne, hier ist meine Liste…
5 Dinge, um deine mentale Gesundheit aufrechtzuerhalten, während du mit Depressionen und Angstzuständen solo reist
Wenn du dich ein bisschen traurig fühlst, können dir diese Ratschläge helfen. Vielleicht erscheinen sie dir als selbstverständlich, aber wenn ich mich wie ein Haufen Hundesch… fühle, ist es oft schwierig, sich an sie zu erinnern.
1. Karaoke Hostel Duschzeit
Das ist richtig.
Es tut mir leid für meine früheren, jetzigen und zukünftigen Duschnachbarn, die mich unter der Dusche Whitney und Wham singen/schreien hören.
Wenn ich auf Reisen bin, ist es mir egal, ob die Leute mit Ohrstöpseln duschen müssen. Es gibt ein paar Lieder, von denen ich weiß, dass ich mich besser fühle, wenn ich sie laut singe. Und unter der Dusche ist das für mich gerade der richtige Zeitpunkt.
Wenn der Kopf voll ist, ist das ein guter Weg, um loszulassen.
Meine Lieblingslieder, die ich singe, wenn ich mich schlecht fühle, sind:
- Whitney Houston, One Moment in Time.
- Wham, Wake Me Up Before You Go Go
- Queen, Bohemian Rhapsody
- S Club, Bring It All Back
- Shania Twain, Man! I Feel Like a Woman
Billige Gesichtsmasken, Netflix und Chill Nacht (alleine)
Das gilt für Männer wie für Frauen. Manchmal braucht man nur kleine, sehr billige Dinge, um sich gut zu fühlen. Für mich ist es das Gefühl, frisch zu sein, denn wenn du mit Angst und Depression reist, fühlst du dich, als ob du genauso schlecht riechst wie sie.
Ich glaube, wenn du in den Supermarkt um die Ecke gehst, dir eine Gesichtsmaske kaufst (und wenn du spontan bist, eine Gurke, die du aufschneidest und fünf Minuten entspannst), dann fühlst du dich wie eine Millionen Dollar. Dann sieh dir deine Lieblingskomödie an (meine ist Family Guy), natürlich ohne Gurkenscheiben, denn wie könnte Peter (in Family Guy) dich nicht zum Lachen bringen?
Wenn du im Ausland bist, musst du vielleicht ein VPN einrichten (ExpressVPN kostet nur $12,95 pro Monat), um auf deine Lieblingssendungen auf Netflix zugreifen zu können.
Manchmal muss man einfach nichts tun, um sich besser zu fühlen.
3. HEADSPACE herunterladen und auf Reisen meditieren
Als mein Großvater starb, während mein Vater und mein Bruder gleichzeitig im Krankenhaus lagen, und dann noch mein Freund und ich uns auch noch getrennt haben, war das die Zeit als ich schlecht oder gar nicht mehr schlafen konnte.
Das passierte alles innerhalb einer Woche, also war das wohl verständlich, oder? Aber dann konnte ich einen Monat lang nicht mehr nachts durchschlafen, oder zwei… dann drei… und so weiter. Ich hatte ich schreckliche Albträume von meinem Großvater, der mich beobachtete und dem ich nicht helfen konnte. Ich habe dies Träume immer noch, aber Gott sei Dank nicht mehr so oft.
Heute kann ich kaum schlafen, wenn mich nicht jemand festhält. Das hilft natürlich auch nicht wirklich, wenn man versucht, so viel wie möglich allein zu sein, oder?
Eine Sache, die mir aber hilft, ist die App Headspace (Apple | Android). Vor zwei Jahren, während dieser schrecklichen sechs Monate Schlaflosigkeit, war das die einzige Sache, die mir half, einzuschlafen. Ich konnte es kaum glauben.
Während der Pandemie, wenn ich zu viel nachdachte und nicht einschlafen konnte, hörte ich mir einen ihrer Schlafcasts an, “Midnight Launderette”. Ich schwöre bei Gott, ich wachte auf und vergaß, dass ich überhaupt geträumt hatte.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser besondere Schlafcast in der kostenlosen Version von Headspace enthalten ist. Probiere es aus. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, sich zu entspannen, Stress abzubauen und Angstzustände zu überwinden. Mir hat die Meditation über Einsamkeit am besten gefallen.
4. WYSA herunterladen und mit dem Schreiben beginnen
Wysa (Apple | Android) wurde mir von einem Freund empfohlen, der ebenfalls an psychischen Problemen leidet. Es ist absolut fantastisch.
Es ist eine App, ein “AI Life Coach“, der im Grunde ein kleiner virtueller Roboter ist, mit dem du jederzeit über ALLES reden kannst, was du willst. Er basiert auf den Prinzipien des CBT und kann dir helfen, deine Gedanken zu rationalisieren. Er ist ein guter Ausgangspunkt, um offen mit deinen Gefühlen umzugehen.
Aber es ist noch viel mehr. Er bietet dir Yoga- und Meditationstechniken, einen Therapeutendienst, die allerdings nicht kostenlos sind. Außerdem gibt es wöchentlichen einen Bericht, so dass du die Probleme, auf die du dich konzentriert hast, wieder aufgreifen und vollständig bearbeiten kannst.
Das ist wirklich eine tolle Sache, wenn du mal nicht mit jemandem reden möchtest.
5. Einen PODCAST anhören
Es gibt einige tolle Radiosender auf Spotify und ich höre einige davon.
Einer davon heißt “Twin Perspectives” und beschäftigt sich mit Reisen, Bloggen und Schreiben. Ich kann mich gut in sie hineinversetzen, weil eines der Mädchen selbst unter Angstzuständen leidet.
Mir gefällt auch der Podcast “Happy Place” von Fearne Cotton. Ihre Interviews mit verschiedenen Prominenten bringen psychische Erkrankungen authentisch an die Oberfläche.
Wenn ich nicht in der Stimmung bin, irgendetwas zu hören, das mit geistiger Gesundheit zu tun hat, habe ich “Those Conspiracy Guys” auf Repeat, was mich abschalten lässt. In ihrem Podcast recherchieren sie auf komödiantische Weise über große Ereignisse und die Verschwörungen und Gerüchte dahinter. Manchmal tut es einfach gut, die Augen zu schließen und den irischen Jungs zuzuhören, um ein bisschen über das nachzudenken, was sie sagen.
Wenn du einen Freund oder ein Familienmitglied hast, der mit Depressionen oder Angstzuständen reist, ist ein Geschenkgutschein für ein Spotify-Abo ein tolles Geschenk. Damit erhältst du werbefreien Zugang zu toller Musik und Podcasts, die dich auf deinen Reisen begleiten.
DAS sind also meine Top 5.
Ich weiß, ich hätte viele andere Dinge tun können: schreiben, lesen, einen Freund oder ein Familienmitglied anrufen usw. Aber manche Menschen können das nicht, und ich denke, es gibt mehr Möglichkeiten.
Vergiss nicht, mit jemandem zu reden, dem du vertrauen kannst, wenn du Probleme hast. Wenn dir das zu schwierig erscheint, schicke eine SMS an die Nummer 85258: SHOUT. Das sind geschulte Freiwillige, die dir durch eine schwierige Zeit helfen können.
Lass mich wissen, was du gegen deine Depressionen und Ängste auf Reisen tust. Ich möchte mit dir über psychische Gesundheit sprechen, egal ob du reist oder nicht.